Glücksvögel im Zoo Heidelberg kommen in Paarungslaune
Schon von Weitem sind die beiden großen weißen Vögel am Geysirsee im Zoo Heidelberg zu sehen. Majestätisch waten die Mandschurenkraniche durch das Wasser oder picken im seichten Wasser nach Nahrung. Ein ganz besonderes Schauspiel veranstalten die imposanten Vögel im Herbst und Winter: Dann führen sie spektakuläre Balztänze auf, um den Partner zu beeindrucken und untermalen diese mit lauten Rufen. Rund um den Geysirsee gibt es für Zoobesucher gute Beobachtungspunkte, um den Tanz der Kraniche zu verfolgen.
„Bei ihrem Balztanz erheben sie sich auf die Zehenspitzen, spreizen die Flügel, umkreisen sich und springen meterhoch in die Luft. Danach lassen sie im Duett ihre Rufe erklingen, die kilometerweit zu hören sind. Die Balz beginnt im Herbst, und erreicht ihren Höhepunkt, wenn es dann richtig kalt wird.“, erklärt Dr. Eric Diener, Vogelkurator im Zoo Heidelberg. Je synchroner die beiden Vögel ihren Tanz aufführen, desto besser ist die Paarbindung. „Die beiden Mandschurenkraniche im Zoo Heidelberg sind erst seit knapp drei Jahren zusammen, und das Männchen ist noch nicht voll geschlechtsreif. Man merkt, dass er beim Balztanz manchmal noch aus dem Takt kommt“, so Diener. Bis sich bei den Heidelberger Kranichen Nachwuchs einstellt, kann es noch ein bis zwei Jahre dauern. Hat sich ein Paar gefunden, bleibt es lebenslang zusammen.
Mandschurenkraniche sind bekannt für das weiße Gefieder mit den schwarzen Flügelspitzen und dem leuchtend roten Fleck auf dem Kopf. Außer in Japan kommt der Mandschurenkranich auch im Norden von China, in der Mongolei und auf der koreanischen Halbinsel vor. In Japan gelten die eleganten großen Vögel als Symbol für Treue, Glück, Liebe und ein langes Leben. Die anmutigen Vögel sind auf vielen Gemälden, Vasen und Kunstgegenständen abgebildet und Hauptdarsteller in bekannten japanischen Märchen. Beim Origami, dem kunstvollen Falten von Papier, spielt der Kranich in der japanischen Kultur ebenfalls eine große Rolle. Basierend auf der Legende, dass die Kraniche 1000 Jahre leben, soll das Falten von 1000 Papier-Kranichen zur Erfüllung eines Wunsches führen. Traditionell finden sie sich inzwischen oft an japanischen Schreinen und Gedenkstätten, die für den Wunsch nach Frieden stehen.
Trotz der großen kulturellen Bedeutung gelten Mandschurenkraniche laut der Weltnaturschutzunion IUCN als stark gefährdet. Während sich in Japan die Bestände dank Schutzbemühungen ganz langsam erholen, nehmen die Bestände auf dem ostasiatischen Festland weiter ab. Trockengelegte Sümpfe lassen den Lebensraum immer weiter schrumpfen, Störungen durch landwirtschaftliche Aktivitäten während der Brutzeit sorgen für niedrige Schlupfraten. Mandschurenkraniche leben in den Sommermonaten bevorzugt in Schilfgebieten am und im Wasser. Dort ernähren sie sich von kleinen Fischen, Kaulquappen und anderen Wasserlebewesen. Im Winter zieht es die bis zu 1,50 m großen Vögel in abgeerntete Felder oder in Wälder. Dann stehen vermehrt Getreide, Sämereien und Beeren auf ihrem Speiseplan.