Kuckuckseier im Flamingosee des Zoo Heidelberg?
Das gänseähnliche Schnattern ist bereits aus weiter Ferne zu hören, je näher man dem großen See im Zoo Heidelberg kommt. Über 50 Kuba-Flamingos halten sich auf und um die Insel im See auf und bilden einen orangeroten Blickfang. Auf den kegelförmigen Schlammnestern brüten die Paare dicht beieinander. Trotz des scheinbar begrenzten Platzangebots ist der Standort wohlbedacht gewählt, denn dort sind sie ungestört und sicher vor vermeintlichen Fressfeinden. Anfang Juli war es wieder so weit: Inzwischen sind fünf Flamingoküken geschlüpft. Allerdings sehen sie den langbeinigen hübschen orangeroten Vögeln noch gar nicht ähnlich.
Seit Anfang Juli sind inzwischen fünf Flamingoküken geschlüpft. Noch sehen sie die Kleinen den langbeinigen, hübsch orangeroten Vögeln aber gar nicht ähnlich. Sie sind grauweiß, flauschig, mit großen Füßen. Selbst der Schnabel sieht noch komplett anders aus. Dass es sich dennoch nicht um Kuckuckseier bei den Flamingos handelt, wird sich in den nächsten Monaten deutlich zeigen. Aktuell haben die Eltern sehr viel zu tun, denn die Kleinen möchten unentwegt gefüttert werden. Die Küken werden dabei mit einer speziellen Nährflüssigkeit, der sogenannten Kropfmilch, gefüttert. Ähnlich wie bei Tauben und Pinguinen wird diese von den Elterntieren in der Speiseröhre gebildet. Eine Besonderheit ist, dass diese Flüssigkeit dabei zusätzlich mit Eigenblut der Elterntiere angereichert wird, wodurch der Nährwert verstärkt wird.
Bereits nach wenigen Tagen tapsen die kleinen Küken mutig umher und fallen dabei schon mal noch unbeholfen vom kegelförmigen Nest. Es ist dann nicht immer leicht für das Kleine, auf der rutschigen Oberfläche mit den großen Füßen wieder Halt zu finden. Doch die fürsorglichen Eltern finden ihren Nachwuchs in der großen Kolonie immer wieder und füttern es auch außerhalb des Nestes.
Erst nach und nach bildet sich beim Nachwuchs der typische abgeknickte Seihschnabel komplett aus und die Jungvögel können gemeinsam mit den erwachsenen Flamingos das Wasser filtern. Durch dieses stetige Wasserfiltern erfolgt die ungewöhnliche Nahrungsaufnahme bei den Flamingos: Der Schnabel wird gefüllt, das Wasser läuft wieder heraus und Plankton und kleine Insekten verbleiben im Schnabel. In ihrer Heimat nehmen Flamingos beim Filtrieren des Wassers kleine Krebse zu sich. Der Farbstoff der Krebse (Carotinoide) wird in der Leber der Tiere umgewandelt und im Federkleid eingelagert. Dies sorgt nach einer gewissen Zeit für die charakteristische Farbe. Aus diesem Grund sind junge Flamingos noch weiß. So ist der Nachwuchs noch im Herbst, wenn die Jungvögel ihren Eltern in der Größe in nichts mehr nachstehen werden, an dem hellen Gefieder als Jungvögel zu erkennen. Im Wasser des Sees im Zoo Heidelberg leben ebenfalls Krebse, aber in geringerer Menge. Von den Tierpflegern werden daher zusätzlich spezielle Flamingopellets aufgelöst, die ergänzend für die typische Gefiederfarbe sorgen.
Die Aufzucht der Küken ist bei Flamingos übrigens Sache beider Elternteile, wobei je Paar nur ein Ei pro Jahr gelegt wird. Sowohl beim Brüten als auch beim Füttern wechseln sich Mutter und Vater immer wieder ab. Als ausgeprägte Kolonienbrüter profitieren die Tiere bei der Aufzucht der Jungen von der Gruppe. Die Kleinen schließen sich später zu Gruppen zusammen und werden von verschiedenen Altvögeln betreut. Auf diese Weise können sie voneinander lernen und gemeinsam den typischen „Ein-Bein-Stand“ üben.