Paartanz mit unerwarteten Folgen…
Im letzten Jahr haben sie getanzt – nun sind die Küken da. Die beiden Mandschurenkraniche im Zoo Heidelberg ziehen zwei Küken auf. Außergewöhnlich ist, dass ein so junges Paar gleich mit der ersten Brut erfolgreich ist. Dies wertet der Zoo als gutes Zeichen, dass sich die Tiere in ihrem Gehege sehr wohl fühlen.
Die beiden Mandschurenkraniche leben seit 2020 gemeinsam im Zoo Heidelberg. Noch vor zwei Jahren trug das deutlich jüngere Männchen das Jugendkleid und Besucher konnten die Umfärbung auf das Erwachsenenkleid mit der roten Stirn beobachten. Bereits vor seiner Geschlechtsreife umwarb er das Weibchen mit Tanzeinlagen. Im letzten Herbst und Winter wurde aus dem spielerischen Tanz allmählich ein echter Balztanz und wurde von dem Weibchen entsprechend honoriert. Sie zeigte ihr Interesse an dem Partner indem sie in den Tanz einstimmte. Der Paartanz der Kraniche ist besonders beeindruckend zu beobachten, da die Tiere ihre Bewegungen sehr exakt aufeinander abstimmen und mit gespreizten Flügeln teilweise meterhoch in die Luft springen. Das Schauspiel wird mit lauten Rufen begleitet und soll die Paarbildung stützen, die lebenslang halten wird.
Im Frühjahr begann das Pärchen mit dem Nestbau im dichtem Schilf des Geysirsees im Zoo Heidelberg, was von den Tierpflegern aufmerksam verfolgt wurde. „Es war für uns sehr spannend zu beobachten, wie das Paar die Brutzeit gestaltet“ erklärt Leonhard Aistleitner, Leiter des Vogelreviers im Zoo „Wir hatten befürchtet, dass der erste Brutversuch vielleicht nicht sofort glückt, zumal das Männchen erst geschlechtsreif wurde und dadurch unerfahren ist “.
Als Ende Juni die beiden Jungtiere schlüpften war das ganze Team im Vogelrevier beeindruckt, wie perfekt sich das Paar um den Nachwuchs kümmerte. Die junge Familie lässt sich auf der Anlage gut beobachten. Die Elterntiere sind stets in der Nähe der Jungtiere und durchstreifen mit den beiden kräftigen Küken das naturnah angelegte Gehege rund um den Geysirsee im Zoo. Schon kurz nach dem Schlupf konnte man erkennen, wie weit entwickelt junge Kraniche zur Welt kommen. Ganz anders als junge Störche oder Reiher sind sie von ersten Lebenstag an auf den Beinen und folgen ihren Eltern auf Schritt und Tritt. Überqueren die Eltern auf der Nahrungssuche ein Gewässer, schwimmen die jungen Kraniche hinterher – ein besonders erstaunlicher Anblick für die Besucher des Zoos. Mandschurenkraniche kommen in Japan, im Norden von China, in der Mongolei und auf der koreanischen Halbinsel vor. Sie sind auf das Leben in Feuchtgebieten angepasst und können im winterlichen Hokkaido auch Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt trotzen.
Die erfolgreiche Nachzucht spricht dafür, dass sich die Tiere im Zoo Heidelberg wohlfühlen und das Gehege ihre Bedürfnisse voll erfüllt: Die Anlage besteht aus unterschiedlichen Bereichen mit abwechslungsreicher Bepflanzung. Die Wasserfläche ist umgeben von einem Schilfgürtel, der viele Versteckmöglichkeiten bietet und die Uferzone besteht aus kleineren Sumpfstellen und Trockenbereichen mit Ruhezonen. Für die zwei jungen Mandschurenkraniche ein spannendes Terrain, das es zu entdecken gilt.