Vollnarkosen bei Zootieren
Manchmal sind sie notwendig
In bestimmten Situationen müssen Untersuchungen und Behandlungen bei Zoo- und Wildtieren in Vollnarkose durchgeführt werden. Jedes Tier stellt sehr vielfältige und besondere Anforderungen an die Tiermediziner: Es gilt die schonendste und sicherste Art der Vollnarkose für den erkrankten und oftmals geschwächten Organismus des Tieres zu wählen. Neben der Wahl eines verträglichen und sicheren Wirkstoffs, müssen weitere tier- oder tierartspezifische Besonderheiten, wie anatomische Gegebenheiten oder Stoffwechselvorgänge, bei einer Narkose beachtet werden. Die Sicherheit der beteiligten Tierpfleger und des medizinischen Teams muss zu jeder Zeit gewährleistet sein.
Aufregung vor der Narkose vermeiden
Zu einer medizinisch verantwortungsvollen Narkosevorbereitung gehört bei Zoo- und Wildtieren die optimale Gestaltung der äußeren Umstände: Das erkrankte Tier reagiert auf Veränderungen in seinem Umfeld mit Aufregung. Um diesen Stress zu mildern, werden – wo immer möglich – Vollnarkosen in der gewohnten Umgebung des Tieres durchgeführt. Der Tagesablauf des Tieres folgt im Vorfeld so gut wie möglich der täglichen Routine. Das Narkosemittel wird in der Regel mittels Distanzimmobilisation (durch ein Blasrohr) oder durch Injektion per Hand verabreicht.
Je weniger Aufregung das Tier im Vorfeld verspürt, desto entspannter und vor allem schneller verläuft die Einschlafphase der Vollnarkose. Zudem kann dadurch die Dosis des Narkosemittels, die benötigt wird, verringert werden. Eine geringere Dosis macht die Vollnarkose für das Tier verträglicher. Der Organismus wird deutlich entlastet.
Manche Tiere sind sehr feinfühlig. Zeigt sich ein Tier trotz aller Bemühungen sehr aufgeregt, kann es sinnvoll sein, ihm kurz vor der Narkose ein beruhigendes Medikament über das Futter oder über ein Getränk zu verabreichen. Man spricht hierbei von einer sogenannten Narkoseprämedikation. Die Tierärztin verringert damit nicht nur die notwendige Menge des eigentlichen Narkosemittels, sondern stellt auch sicher, dass sich das Tier vor, während und unmittelbar nach der Injektion in der Aufregung im Gehege nicht zusätzlich verletzt. Mit Hilfe der Narkoseprämedikation kann eine schnelle, risikoarme und damit besonders tierschonende Narkoseeinleitung gewährleistet werden. Für einen durch eine Erkrankung geschwächten Körper, kann dieses Vorgehen entscheidend sein, denn die beste Diagnose ist vergebens, wenn der tierische Patient die Untersuchung nicht übersteht.